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Hilfe für ukrainische Flüchtlinge

Pressetext der Celleschen Zeitung vom 22.05.2022

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Die Helfer bei der Arbeit.

Er hat nicht lange gezögert, sondern einfach gemacht: "Die meisten meiner zehn Mitarbeiter waren sowieso die meiste Zeit im Homeoffice", sagt Harald Meyer, 59, Chef der Computer-Schmiede "HM Software" im Adelheidsdorfer Ortsteil Dasselsbruch. "Als ich dann bei Facebook in der Großmoor-Gruppe den Aufruf gelesen habe, dass Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine gesucht wird, war mir klar: Ich schicke auch den Rest ins Homeoffice. Eigentlich haben hier sowieso nur noch ein paar Besprechungen stattgefunden", sagt Meyer. Vor allem aber: "Ich mache das, weil es notwendig ist und weil ich hier die Möglichkeiten dazu habe."

Der 59-Jährige hat in Dasselsbruch ein Doppelhaus. Rechts lebt er mit seiner Frau, im anderen Teil sind seine Büroräume. Doch ganz so einfach war es dann doch nicht. Büroräume einer Computerfirma sind schließlich nur bedingt tauglich für eine achtköpfige Familie. Also hat der 59-jährige ein Bad einbauen lassen. Das geht so kurzfristig nur, wenn man gute Kontakte hat: Das Team seines Bruders Franz Meyer rückte an, der ein Unternehmen für Heizung- und Sanitärtechnik in Adelheidsdorf betreibt, und baute das Bad innerhalb von drei Tagen ein. Am Donnerstag war das Bad fertig. Noch am Abend kam der erste Teil der Familie. Es sind zwei Schwestern, die jeweils zwei Kinder haben und die Großeltern. Sie sind aufgrund familiärer Verbindungen nach Adelheidsdorf gekommen. Die Schwägerin der beiden Schwestern lebt seit vielen Jahren in Großmoor.
Die Familie kommt aus Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine im Osten des Landes. Juliya (37) und Lina (32) zeigen Fotos aus ihrer Heimatstadt. Sie zeigen eine heftig umkämpfte Stadt. Zerstörte Häuser. Sehr viel Leid. Das Haus, in dem sie bis vor ein paar Tagen gelebt haben, ist eingestürzt. "Wir haben im Keller Zuflucht gesucht, als die Raketen eingeschlagen sind", berichtet Juliya. "Danach sind wir sofort geflüchtet." Sie fuhren mit dem Auto 4 Tage bis zur polnischen Grenze von dort erwischten Sie einen Bus nach Warschau mussten aber an der Grenze zu Polen 36 Stunden im Bus warten. In der polnischen Hauptstadt wurden sie von der Familie der Schwägerin mit dem Auto abgeholt. Die Männer der beiden sind nach wie vor in der Ukraine. Sie halten sich derzeit im Westen des Landes auf. Über WhatsApp und Skype sind die beiden Frauen mit ihnen in Kontakt. Sie selbst wollen sich so schnell wie möglich im Celler Südkreis integrieren. Beide sind Zahnärztinnen. "Wir wollen arbeiten", sagen sie. Und sie würden sich freuen, wenn die vier Kinder im Alter zwischen 1 und 16 Jahren in eine Kita oder in die Schule gehen könnten.

Harald Meyer hat seine Firma in Dasselsbruch vor über 30 Jahren gegründet. "HM-Software" bietet eigene Lösungen für Auftragsverwaltung, Produktion und Labormanagement an. Im vergangenen Jahr machte er Schlagzeilen, als er eine Kontakt-App entwickelte, die ein bisschen an die Luca-App erinnerte. Es ging bei dem Smartphone-Programm um Kontakt-Erfassung, also um eine Registrierung, wer im Restaurant, im Pflegeheim oder im Museum war.

Der 59-Jährige berichtet von einer großen Hilfsbereitschaft vor Ort. Mitbürger hätten Möbel und Elektrogeräte vorbeigebracht. Jemand habe den Herd angeschlossen, Kuchen wurde gebacken. "Ohne meinen Freund Thomas Kaatz wäre all das nicht möglich gewesen. Er ist die gute Seele von Dasselsbruch. Er hat sich um alles gekümmert. Die Büroräume mussten ausgeräumt werden. Ich selbst musste ja arbeiten", berichtet Harald Meyer.

Wie lange die Ukrainer bei ihm bleiben werden, weiß derzeit niemand. Der Computer-Spezialist hat keine Eile: "Sie können auch zwei oder drei Jahre bleiben."

Den Originalartikel finden Sie hier.




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